Die Sanktionen gegen Russland sind eine Erfolgsgeschichte. Über diesen Satz müsste man umgehend in schallendes Gelächter ausbrechen. In Deutschland sollte man darüber allerdings eher im Keller – sardonisch – lachen.
Erschreckend ist auch die synchrone Berichterstattung zumindest in den NATO-Staaten, zu denen mittlerweile auch Schweden gehört – nach 200 Jahren Blockfreiheit und ohne Kriegsschäden auf eigenem Territorium war es den Generälen wohl zu langweilig geworden.
Den die Tatsachen der wirtschaftlichen Entwicklungen Russlands seit 2022 anhand von Fakten dokumentierenden Artikel von Andi Olluri auf globalpolitics.se könnte man entsprechend in allen diesen Staaten des NATO-Bündnisses veröffentlichen, ohne sich besonders mit dem Wissensstand der Medienkonsumenten im jeweiligen Land auseinandersetzen zu müsssen; ein trauriges Faktum.
Nachfolgend die deutsche Übersetzung
Tägliche Propaganda – der Wirtschaftskrieg gegen Russland
Bemerkungen zu einem Artikel vom 4.11.2024 im Svenska Dagbladet (SvD)
In einem der täglichen Texte in den Medien darüber, warum der Westen seinen Stellvertreterkrieg gegen Russland weiter finanzieren muss, erklärte der stellvertretende Redaktionsleiter der SvD, Erik Thyselius, dass „die westlichen Sanktionen gegen Russland erheblich verschärft wurden“ und für den Kreml extrem „schmerzhaft“ sind.1
Kein Hinweis auf die Tatsache, dass Russland seine Produktion von Munition und anderem Kriegsmaterial seit Kriegsbeginn trotz westlicher Sanktionen verdoppeln konnte, wie ein Bericht der New York Times verlauten ließ – „die russische Munitionsproduktion ist jetzt siebenmal größer als die des Westens“ (estnisches Verteidigungsministerium), und Zugang zu fünfmal mehr Artilleriegranaten als die Ukraine hat.2 Oder dass Zahlen des IWF (mit ähnlichen Daten der Weltbank) darauf hindeuten, dass die russische Wirtschaft in den Jahren 2023 und 2024 trotz intensiver Sanktionen gegen das Land gewachsen ist und dass russisches Öl in gleichem Maße exportiert wird wie vor Kriegsbeginn3 – vor allem, weil heuchlerische Moralisten im Westen es über Dritte kaufen, etwa über die Türkei und Indien.4
Aus diesem Grund hat die Weltbank Russland im Sommer 2024 von einem „Land mit mittlerem Einkommen im oberen Bereich“ zu einem „Land mit hohem Einkommen“ hochgestuft – etwas, worüber die westliche Presse in der Regel nicht berichtete. Das ist nichts Neues.
Der Weltbankbericht stellte fest, dass „die Wirtschaftstätigkeit in Russland im Jahr 2023 durch einen starken Anstieg der militärischen Aktivitäten beeinflusst wurde“, der sich mit einem Plus von 7 % auf den Handel, 8,7 % auf den Finanzsektor und 6,6 % auf Bausektor auswirkte. „Diese Faktoren haben zu einem Anstieg des realen (3,6%) und nominalen (10,9%) BIP geführt“.5
Der Bloomberg-Wirtschaftsreporter Alaric Nightingale stellte fest, dass „Russlands Netto-Öleinnahmen von 11,3 Milliarden Dollar im Oktober [2023] 31 % des BIP des Landes in diesem Monat ausmachten… Es war der höchste Wert seit Mai 2022 und übertraf jeden einzelnen Monat vor der Invasion in der Ukraine“. Dieser Trend hält bis heute an.6
Thyselius begrüßte übrigens auch die Beschlagnahme russischer Guthaben in westlichen Banken. „Der nächste Schritt ist natürlich die Beschlagnahme aller russischen Staatsgelder in der EU“.
Die Idee mag ja ganz nett sein, aber ich habe noch nie gesehen, dass er vorgeschlagen hätte, israelische, saudische, amerikanische oder andere Gelder zu konfiszieren, die den zu einer langen Liste führender für Angriffskriege verantwortlicher Staaten gehören, die wir unterstützen – ganz zu schweigen davon, dass wir aufhören sollten, sie aktiv zu finanzieren und zu bewaffnen, um genau zu sein.
1 SvD, Erik Thyselius, 4 nov. 2024.
2 New York Times, Julian Barnes et al., 13 sep. 2023.
3 Responsible Statecraft, Andrew Cockburn, 22 feb. 2023.
4 Libertarian Institute, Kyle Anzalone, 8 jun. 2023.
5 Antiwar, Dave DeCamp, 3 jul. 2024.
6 Bloomberg, Alaric Nightingale, 6 dec. 2023. För ytterligare dokumentation om effekterna av västerländska sanktioner mot Ryssland, se min kommande Organ för Självdisciplin, kap. 1, fotnoter 157-160.