Factcheck Eigenbeitrag

Musterbeispiel staatlicher Propaganda – Absturz der DHL-Maschine in Vilnius

Wie in Vorkriegszeiten Propaganda in Presse „von Staats wegen“ funktioniert. Ein Lehrbeispiel.

25.11.24
Eine DHL-Frachtmaschine stürzt beim Landeanflug auf Vilnius aus bisher ungeklärter Ursache ab.

Die litauischen Untersuchungsorgane erklärten nach Reuters, dass es bisher keine Hinweise auf Sabotage gäbe und die Flugschreiber der Black Boxes noch nicht gefunden wurden.

26.11.24
Das hinderte allerdings unsere Außenministerin Annalena Baerbock nicht daran, vor der Presse folgendes zu erklären:
„Alleine, dass wir gemeinsam mit unseren litauischen und spanischen Partnern uns jetzt ernsthaft fragen müssen, ob das ein Unfall war oder nach letzter Woche erneut ein hybrider Vorfall, zeigt, in was für volatilen Zeiten (…) wir gerade leben“, sagte Baerbock am Montag beim G7-Außenministertreffen im italienischen Fiuggi. Sie fügte an: „Wir hatten zuletzt in Europa mehrfach hybride Angriffe gesehen, auf individuelle Personen, auf Infrastruktur – sei es unter Wasser, sei es harte Infrastruktur.
Jedem ist klar, von wem derartige „hybride Angriffe“ ausgehen – natürlich von Russland. Das gilt – vermutlich – auch für den Brand im Verteilzentrum der DHL, zu dem es bisher keine gesicherten Erkenntnisse gibt.

Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, stieß ins gleiche Horn. Er sagte, der Absturz des DHL-Frachtflugzeugs könnte eine Art Test Russlands gewesen sein, um Schwachstellen zu erkunden. „Wir haben schon im Sommer dieses Jahres eine ähnliche Situation erlebt und jetzt ist dort etwas passiert, was in dieses Muster mit hinein passt“, sagte Breuer am Dienstagabend in der ARD-Talksendung „Maischberger“.
Mit dem Ereignis im Sommer war ein Brand im Verteilzentrum der DHL gemeint, zu dem es bisher keine gesicherten Erkenntnisse gibt.
Aber Verdacht aus vermeintlich kompetentem Mund ist quasi Fakt. Aber das ist noch nicht alles – die Fast-Tatsachen führen sogleich zu Schlussfolgerungen und Forderungen nach weiteren Sicherheitsmaßnahmen.

Sachliche Berichterstattung sieht anders aus. Am gleichen Tag berichtet Reuters:
Lithuania plane crash investigators see no sign of sabotage, set to examine black boxes.

5.12.24 Focus Online
DHL-Piloten verstanden Lotsin falsch und trafen merkwürdige Entscheidung
So habe der Pilot sich beim Tower mit den Worten „Good morning Control, Postman 18D“ gemeldet. Postman 18D war das Rufzeichen des Fluges. Daraufhin habe sich erstmal niemand gemeldet. Erst beim zweiten Versuch gab die Lotsin Rückmeldung. Die Lotsin erteilte Anweisungen zum Landeanflug, die die Crew jedoch nicht klar verstand. Zweimal fragten die Piloten nach, ehe sie verstanden, dass sie die Freigabe für den Landeanflug erhalten hatten. Möglicherweise waren die Piloten hier aber schon zu nah dran am Airport und noch zu schnell für eine sichere Landung.
Wie der „Spiegel“ schreibt, verfehlte das Flugzeug deshalb den Anflugweg und die Piloten mussten korrigieren. Währenddessen hätte die Fluglotsin gefordert, auf die für die Landung bereitstehende Funk-Frequenz zu wechseln. Hier passierte womöglich ein weiterer tödlicher Fehler. Denn die Crew verstand die Ziffernfolge wohl falsch, eine Zahl kam nicht richtig an. Die Piloten wiederholten extra noch einmal die verstandene Frequenz – doch die Lotsin schritt nicht ein, obwohl diese falsch war.
Die Folge: Die Piloten funkten ins Leere, die Lotsin ebenfalls. Die Piloten bemerkten nun offenbar, dass sie für den Landeanflug zu schnell waren und versuchten laut „Spiegel“, Geschwindigkeit abzubauen. Dabei sank die Maschine aber wohl schneller als gedacht. In den Flugdaten ist vermerkt, dass die Piloten kurz vor dem Aufprall noch versuchten, die Nase des Flugzeugs hochzuziehen, wodurch es womöglich zu einem Strömungsabfall kam. Das Flugzeug crashte wenige hundert Meter von der Landebahn entfernt. Das Manöver der Piloten sei deshalb merkwürdig, so die Autoren, weil sie ja hätten sehen müssen, dass sie für ein Erreichen der Landebahn schon deutlich zu niedrig waren. Warum also steuerten sie nicht schon früher gegen?

21.12.24 Vilnius
Fast einen Monat nach dem Absturz eines DHL-Frachtflugzeugs in Litauen gibt es nach Angaben der Ermittler keine Hinweise auf einen Sabotageakt. Die Untersuchung des Flugdatenschreibers sowie des Unfallorts hätten »keine Belege für eine illegale Einflussnahme ergeben«, teilte das litauische Justizministerium am Freitag mit. Die Generalstaatsanwaltschaft erklärte aber, es werde weiterhin in alle Richtungen ermittelt. Die aus Leipzig kommende Frachtmaschine war am 25. November bei einer Notlandung rund einen Kilometer vor dem Flughafen der litauischen Hauptstadt Vilnius verunglückt. (AFP/jW)

Korrekturen von Annalena Baerbock oder Carsten Breuer zu ihren vorschnellen Verdächtigungen sind mir nicht bekannt.
Jede Gelegenheit wird ergriffen, das Feindbild zu schärfen, Kriegstüchtigkeit zu befördern und Steuergeld in Rüstung oder Überwachung zu lenken.